Ein AGV steht für Automated Guided Vehicle, im Deutschen Fahrerloses Transportsystem (FTS). Es ist ein computergesteuertes, autonomes Fahrzeug, das speziell für den automatisierten Transport von Gütern und Materialien innerhalb eines Lagers, einer Produktionsstätte, eines Distributionszentrums oder anderer industrieller Umgebungen konzipiert ist. Im Gegensatz zu manuell gesteuerten Gabelstaplern oder anderen Flurförderzeugen benötigen AGVs keinen menschlichen Fahrer für ihre Operationen, was sie zu einem Kernelement der Automatisierung und Digitalisierung in der Intralogistik macht.
So funktionieren AGVs
Die Funktionsweise von AGVs basiert auf verschiedenen Navigations- und Steuerungstechnologien:
Führungssysteme von AGVs
Ursprünglich folgten AGVs oft festen Spuren, die durch im Boden verlegte Induktionsschleifen, aufgeklebte Magnetbänder oder optische Spuren markiert waren. Diese Methoden sind zuverlässig, aber weniger flexibel bei Routenänderungen.
Freie Navigation bei fahrerlosen Transportsystemen
Moderne AGVs nutzen zunehmend fortschrittlichere, flexiblere Navigationsmethoden. Dazu gehören:
- Laser-Navigation (Lidar): AGVs scannen ihre Umgebung mit Lasern und orientieren sich an reflektierenden Markierungen oder an der Umgebung selbst (SLAM – Simultaneous Localization and Mapping), um ihre Position zu bestimmen und sich dynamisch zu bewegen.
- Kamerabasierte Navigation: Mittels Kamerasystemen können AGVs ihre Umgebung erfassen und basierend auf visuellen Informationen navigieren.
- GPS/RTLS (Real-Time Locating Systems): In größeren Außenbereichen oder sehr großen Innenbereichen können GPS- oder spezielle Indoor-Lokalisierungssysteme zum Einsatz kommen.
- Hinderniserkennung und -vermeidung: AGVs sind mit Sensoren (z.B. Laser-Scanner, Kameras, Ultraschallsensoren) ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, Hindernisse (Menschen, andere Fahrzeuge, Gegenstände) zu erkennen und autonom anzuhalten oder ihnen auszuweichen, um Kollisionen zu vermeiden und die Sicherheit zu gewährleisten.
- Lastaufnahme und -abgabe: AGVs können mit verschiedenen Mechanismen ausgestattet sein, um unterschiedliche Lasten zu transportieren: Hubgabeln für Paletten, Aufbauten für Behälter und Gitterboxen, Zugsysteme für Routenzüge oder spezielle Vorrichtungen für unkonventionelle Güter. Sie können ihre Ladung an vordefinierten Stationen automatisch aufnehmen und absetzen.
- Steuerungssysteme: Die zentrale Steuerung der AGV-Flotte erfolgt durch ein übergeordnetes Materialflusssystem (MFS) oder ein Lagerverwaltungssystem (LVS). Dieses System plant die Transportaufträge, optimiert die Fahrwege, koordiniert die Bewegungen der einzelnen AGVs und managt die Schnittstellen zu anderen automatisierten Anlagen (z.B. Fördertechnik, Regalsysteme).
Vorteile des Einsatzes von AGVs
- Effizienzsteigerung: AGVs können rund um die Uhr (24/7) ohne Pausen arbeiten. Dadurch steigern sie die Durchsatzleistung und Produktivität erheblich.
- Kostenreduzierung: Sie senken Personalkosten für den Transport und minimieren Fehler und Beschädigungen an der Ware.
- Erhöhte Sicherheit: Durch präzise, automatisierte Bewegungen und integrierte Sicherheitssensoren wird das Risiko von Arbeitsunfällen reduziert.
- Genauigkeit und Konsistenz: AGVs führen Transporte präzise und wiederholgenau aus, was zu einer höheren Qualität im Materialfluss führt.
- Flexibilität und Skalierbarkeit: Moderne, freinavigierende AGV-Systeme können relativ flexibel an veränderte Layouts oder erhöhten Transportbedarf angepasst werden.
- Rückverfolgbarkeit: Jeder Transport kann digital erfasst und nachvollzogen werden. Das erhöht die Transparenz im Materialfluss.
AGVs sind ein wichtiger Bestandteil der Industrie 4.0 und der Vision des Digital Warehouse, da sie eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung und Vernetzung interner Logistikprozesse spielen. Sie sind besonders in Umgebungen mit repetitiven Transportaufgaben und hohen Materialvolumina wirtschaftlich vorteilhaft.