Was sind Carrier und Frachtführer?
Frachtführer oder Transporteure (engl. Carrier) sind Unternehmen oder Personen in der Logistik, die gewerblich Waren transportieren.
Der Begriff Carrier (von engl. "to carry") stammt ursprünglich aus der Luftfracht, wird inzwischen aber auch im Bereich der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) genutzt. In der Seeschifffahrt heißen See-Reedereien auch Verfrachter oder Verlader. Beim Eisenbahntransport gibt es keine besonderen Bezeichnungen.
Ein Frachtführer oder Carrier befördert Frachten in der Luft, zu Land (Schiene oder Straße) und zu Wasser von einem Standort zum nächsten, in der Regel zwischen Produzent und Verkäufer zum Käufer bzw. Kunden. Er führt eine Transportdienstleistung aus, ist also keine wertschöpfende Kraft im engeren Sinne, sondern für Teile einer funktionierenden Supply Chain zuständig.
Multimodale Transporte, Spediteur und Frachtführer
Bei multimodalen Transporten werden Verkehrsmittel kombiniert. Bei den kombinierten Verkehren teilen sich Frachtführer die Transportstrecken nach Transportmittel. Hinzu kommen logistische Nebendienstleistungen, z.B. das Verladen auf das nächste Transportmittel, Zwischenlagerung oder Umpacken. Spediteure organisieren im Unterschied dazu diese Transporte nur, können aber durch den Selbsteintritt auch selbst als Frachtführer am Transport beteiligt sein.
Arten von Carriern
Carrier oder Frachtführer werden nach ihrer Spezialisierung unterschieden. Neben KEP gibt es Spezialisten für Stückgut. Große Logistikdienstleister haben in beiden Sparten Standbeine. Multi Carrier Versandsoftware greift sowohl auf die Dienstleistungen von KEP als auch von Stückgutdienstleistern zu. Allgemeine Frachtführer erbringen für jede Einzelperson oder jedes Unternehmen Dienstleistungen. Vertragliche Frachtführer sind ausschließlich für bestimmte Unternehmen unterwegs. Private Frachtführer sind Unternehmen, die ihre Waren mit einer eigenen Fahrzeugflotte transportieren. Für sie gehört die Transportlogistik nicht zum Kerngeschäft, und sie stellen diese Flotten auch nicht anderen Unternehmen zur Verfügung.
Beispiele für Stückgutdienstleister
- Hellmann
- Dachser
- Panalpina
- Rhenus Logistics
- Nagel Group
Beispiele für KEP Dienstleister
Grafik: LOGENTIS GmbH
Innerhalb der beiden Bereiche KEP und Stückgut gibt es noch einmal Spezialisierungen bei den Carriern. Im Stückgut hat beispielsweise die Nagel Group einen Schwerpunkt im Lebensmittelbereich. Panalpina setzt seinen Fokus auf Projektlogistik. Bei den KEP-Dienstleistern sind die Spezialisierungen weniger stark ausgeprägt.
Pflichten der Frachtführer
Das Handelsgesetzbuch (HGB) regelt bestimmte Pflichten für Frachtführer. Hauptpflicht für Carrier ist, das übernommene Gut zum Bestimmungsort zu transportieren. Es muss sorgfältig und in der vorgegebenen Lieferfrist befördert werden. Anweisungen des Absenders und des Empfängers sind zu befolgen. Wird die Ware beschädigt, muss der Frachtführer Schadensersatz leisten.
Rechte der Frachtführer
Die Rechte der Frachtführer umfassen ein gesetzliches Pfandrecht der Fracht für alle Forderungen aus dem Frachtvertrag. Solange die Fracht noch in seinem Besitz ist oder er per Traditionspapiere darüber verfügt, kann er das Pfandrecht ausüben und sich so vor säumigen Auftraggebern schützen. Der Absender muss die Ware in ordentlichem Zustand, sicher verpackt und mit Begleitpapieren gemäß Frachtvertrag übergeben. Und der Frachtführer kann von ihm einen Frachtbrief verlangen.
Bei multimodalen Transporten sind mehrere Frachtführer am Transport des Frachtgutes beteiligt. Der Absender schließt mit dem ersten Frachtführer einen Frachtvertrag für die gesamte Strecke. Alle weiteren Frachtführer befördern die Ware für eine Teilstrecke und übergeben sie mit dem Frachtbrief an den nächsten Frachtführer. Alle beteiligten Frachtführer haften als Gesamtschuldner. Der letzte Transporteur in dieser Beförderungskette wird auch als nachfolgender Frachtführer bezeichnet. Bei der Ablieferung zieht er die Forderung der vorhergehenden Carrier ein, übernimmt deren Rechte und kann deren Pfandrecht ausüben.