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Handel und Hersteller profitieren bei Lagervielfalt von Spezialsoftware

Handel und Hersteller profitieren bei Lagervielfalt von Spezialsoftware 

Feintuning für Sonder-Logistikprozesse mit flexiblem WMS 

Lager ist nicht gleich Lager, die optimale Lagerverwaltung entsprechend vielfältig. Als “Schweizer Taschenmesser” der Warenwirtschaft haben große Standardsoftwares für Lagerverwaltung zwar oft ein umfangreiches Funktions-Portfolio, aber möglicherweise auch einige Nachteile gegenüber flexibleren Enterprise-Lösungen. Ein individualisierbares Warehouse Management System (WMS) kann Anforderungen verschiedener manueller Lager unter Umständen genauer abbilden. Es kann in enger Zusammenarbeit mit den Kunden angepasst und erweitert werden.

Hohe Lagervielfalt braucht ein flexibles WMS

Lager erfüllen ganz verschiedene Aufgaben. Sie sind als Auslieferungslager oder Verteillager konzipiert, auf Fullfilment und E-Commerce ausgerichtet, versorgen eine Produktion mit Komponenten und Rohstoffen oder sind Zwischenlager und Pufferlager. Sie sind dem Einkauf als Beschaffungslager zugeordnet, Kommissionierlager, sie beherbergen Gefahrgut oder, als temperaturkontrolliertes Lager, Lebensmittel. 

Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Anforderungen an eine Software für  Lagerverwaltung. Über die klassischen Basisfunktionen hinaus, die in allen Lagerarten benötigt werden, muss ein gutes WMS (oder Lagerverwaltungssystem, LVS) vor allem flexibel sein. So gibt es zwischen Handel und Herstellungsbetrieben deutliche Unterschiede in der Lagerhaltung. Der Handel legt den Fokus auf den Bestellzeitpunkt, ein Produktionsbetrieb dagegen auf Liefertermine, Auslastung und Komplexität der Aufträge. Das stellt andere Anforderungen an ein WMS bzw. LVS.

Handel: Durchsatz erhöhen und Lagerbedarf verringern

Große Fullfilment-Lager sind darauf ausgerichtet, bestellte Ware am selben, spätestens nächsten Tag zu verschicken. Die Aufträge werden abhängig von der Bestellzeit abgearbeitet. Hier kommt es auf Geschwindigkeit und fehlerfreie Prozesse bei Kunden- und Bestellmanagement, Wareneingang, Warenausgang, Versand und Retourenmanagement an. Typisch für große E-Commerce-Lager sind viele, häufig wechselnde und teils ungelernte Anwender, die schnell in die festen Prozesse eingearbeitet werden müssen.

Daher sollte ein WMS für den Handel neben genauer Lagerbestandsführung und umfangreichen Funktionen für Inventur, Wareneingang und Einlagerung, Kommissionierung und Retouren diese besonderen Bedingungen in der Nutzerführung berücksichtigen. Intuitive Bedienbarkeit hilft auch Neueinsteigern, schnell zum vollwertigen Lageristen zu werden. Das optimale WMS sollte auf mobilen Handhelds alle Informationen übersichtlich darstellen. 

Es ist mehrsprachig und kontrolliert per Scan von Artikel und Lagerplätzen alle Vorgänge. Lagerbewegungen werden sofort und papierlos ins System gebucht, der Bestand wird genau geführt, damit Fehlbestände nicht erst bei der Kommissionierung auffallen. Das System führt auch neue Mitarbeiter ohne Lagerkenntnis, ohne lange Lagerplatz- und Artikelsuche streckenoptimiert durchs Lager. Viele Mitarbeiter können parallel und dynamisch einlagern, umlagern und picken.

Hersteller: Optimale Produktion per flexibler Priorisierung

Bei Herstellungsbetrieben stehen Prüfung von Zulieferteilen, Lieferkettensicherheit und eine lückenlose Versorgung für eine wirtschaftliche Produktion verschiedener
Losgrößen im Mittelpunkt, um fristgerecht zu liefern. Lieferzeiträume hängen von der Komplexität von Produkten, der Auslastung und der Verfügbarkeit von Komponenten ab. Die Lagerlogistik ist eng mit der Produktionsplanung verzahnt und wichtiger Hebel, um sich strategisch auf Nachfrage- und Preisschwankungen sowie Verfügbarkeit von Rohstoffen und Komponenten einzustellen. 

In Lagern entlang einer Produktion müssen Anwender daher mehr eigenständige Entscheidungen treffen und Freiheiten haben. Sie müssen Prozesse dynamisch an Lieferengpässe und Komplexität des Auftrags anpassen. Reihenfolge und Abläufe müssen sich innerhalb eines definierten Rahmens ändern lassen. Das sollte ein WMS widerspiegeln. Eine Lösung kann sein, Prozesse an Nutzerrechte zu knüpfen. Je nach Nutzerrolle stehen verschiedene Dialoge, Buttons und Kontrollscans zur Verfügung, um kurzfristig und weitreichend in die Lagerlogistik einzugreifen. 

“Unser WMS NETSTORSYS war lange auf den Handel fokussiert”, sagt Fabian Brammer, COO der LOGENTIS GmbH. “Es deckt traditionell alle Prozesse von der Kundenbestellung bis zum Versand ab.” Inventur, Wareneingang, Einlagerung, Kommissionierung, Retouren und Value Added Services (VAS), also  Mehrwertdienstleistungen wie Verpackung, Produktveredelung oder Qualitätskontrolle gehören zum etablierten Basisumfang. “Inzwischen haben wir das WMS zu einem mächtigen Tool für das optimale Zusammenspiel von Intralogistik und Produktionsplanung von KMU ausgebaut.”

Der Zugriff auf Prozesse ist im WMS an Nutzerrechte geknüpft. Das Plenge-Team hat damit die nötigen Freiheiten, um die Intralogistik optimal auf die Fertigung von Schaltschränken auszurichten. Foto: Plenge GmbH

Der Zugriff auf Prozesse ist im WMS an Nutzerrechte geknüpft. Das Plenge-Team hat damit die nötigen Freiheiten, um die Intralogistik optimal auf die Fertigung von Schaltschränken auszurichten. Foto: Plenge GmbH

Lagerverwaltung auf Produktion ausgerichtet

Das webbasierte WMS des Osnabrücker Softwarehauses umfasst nun die gesamte Prozesskette vom Wareneingang über den Produktionsauftrag, Kommissionierung und Bereitstellung für die Produktion bis zur Einlagerung produzierter Ware. Daran schließen sich nahtlos die Verwaltung von Kundenaufträgen, Kommissionierung, Warenausgang und Versand an. Der läuft bei Bedarf fließend über die ebenfalls von LOGENTIS entwickelte Multicarrier-Versandsoftware NETVERSYS.

“Neue Funktionen und Konfigurationsmöglichkeiten erhöhen die Flexibilität des WMS”, so Fabian Brammer. “Aufträge lassen sich bei der Reservierung von Artikeln für die Produktion priorisieren. Sind im System aktuelle Lieferprobleme vermerkt, können Aufträge für die Produktion aufwändiger sein. Anwender mit entsprechenden Rechten können sie nun flexibel logistisch umplanen und anders priorisieren.” Die Reihenfolge von Aufträgen lässt sich nun nach Lieferzeitpunkt und manuell festlegen, Aufträge lassen sich zudem ganz sperren. Per Schnittstelle oder per Importer ist es direkt in der Software möglich, die Priorität mehrerer Aufträge gleichzeitig anzupassen. 

Auch nachträgliche Auftragsänderungen ermöglicht das System jetzt bis hin zur Stornierung. So lassen sich beispielsweise bei Zuliefererproblemen Artikel noch nachträglich während der Produktion tauschen oder anderen, wichtigeren Aufträgen zuordnen. 

Flexible Enterprise-Lösung

Dass große, standardisierte Lagerverwaltungssysteme oder um Lagerfunktionen erweiterte ERP- oder WaWi-Systeme hohe Nutzerzahlen haben, bedeutet nicht, dass sie immer die beste Wahl für jedes Lager sind. Denn Standardisierung kann z.B heißen, dass spezifische Anwendungsfälle erst dann programmiert werden, wenn sie genug Kunden nachfragen. Einige Systeme für Warenwirtschaft (WaWi) oder Enterprise Ressource Planning (ERP) bilden die besonderen Lagerprozesse nur unzureichend  ab. Manche explizite Warehouse Management Systeme (WMS) bedienen oft nur Standardprozesse. 

Das kann zur Folge haben, dass gut funktionierende, individuelle Prozesse eines KMU dann zu Ungunsten des Unternehmens verändert werden, um sie an die Standardisierung anzupassen, oder die Firma auf andere Funktionalitäten fokussierte Spezialsysteme auf ein dafür ungeeignetes Lager anwendet. Kleine Unternehmen erhalten von großen Systemanbietern möglicherweise auch nicht den intensiven Support, den sie benötigen. Als kleinere Kunden mit Sonderanforderungen kann es sein, dass sie zwischen großen Konzernen nachrangig behandelt werden. 

Flexible Enterprise-Lösungen können sich dagegen durch eine optimale Kombination aus standardisierten Basisfunktionen und spezialisierten Addons für das Feintuning auszeichnen – bezahlt wird nur, was wirklich gebraucht wird. Feine Anpassungen und Zusatzfunktionen sind mit direktem Draht zu den Entwicklern schnell möglich.

Artikeldaten lassen sich aus einem ERP-System und Shop-System importieren oder in der NETSTORSYS-eigenen Artikelverwaltung anlegen. Screenshot: LOGENTIS GmbH

Artikeldaten lassen sich aus einem ERP-System und Shop-System importieren oder in der NETSTORSYS-eigenen Artikelverwaltung anlegen. Screenshot: LOGENTIS GmbH

Dreh- und Angelpunkt für ein flexibles System wie NETSTORSYS ist eine moderne Softwarearchitektur. Das WMS ist cloudfähig, webbasiert und mandantenfähig: Es kann On-Premises, also auf Servern beim Kunden vor Ort und in jede vorhandene IT-Infrastruktur integriert werden. Auch eine Installation auf einer externen Cloud von Drittanbietern ist möglich, um die Hardware-Instandhaltung auszulagern. Das LVS läuft auf allen Browsern und ist darauf ausgelegt, per Mobiler Datenerfassung (MDE) manuelle Lager zu digitalisieren.

Fabian Brammer: “Wir haben anhand konkreter Anforderungen von Kunden den Funktionsumfang unseres WMS kontinuierlich erweitert. Heute profitieren sowohl große Händler wie die CD1 HandelsgmbH als auch mittelständische Hersteller wie der Schaltschränke-Spezialist Plenge GmbH von den individuellen Erweiterungen unseres Lagerverwaltungssystems.”

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