Der grosse Irrtum - Pick-by-Vision in der Logistik mit Google Glass
Besucht man Logistikmessen, so sieht man hier und da die berühmte Datenbrille von Google in Vitrinen mancher Softwarefirmen. Google Glass sieht nicht nur gut aus, sondern ist so leicht und unaufdringlich, dass es jedem Logistikleiter in Deutschland ganz warm ums Herz werden muss, wenn er sich die optische Kommissionierung, gemeinhin Pick-by-Vision genannt, mit der Google Datenbrille vorstellt. Es gibt nur ein Problem: Es ist technisch unmöglich Google Glass für diesen Anwendungszweck zu benutzen.
###Pick-by-Vision ist noch ein Stück von der Marktreife entfernt Es gibt diverse Prototypen von Pick-by-Vision, welche jedoch den Forschungs & Entwicklungs Status nie wirklich verlassen haben. Die TU München forscht in diesem Bereich seit mehreren Jahren und kann durchaus funktionale Prozesse zeigen, jedoch ist und bleibt das Problem die Hardware. Klobige und invasive Datenbrillen lassen die Akzeptanz bei Nutzern gegen Null laufen. Natürlich hat hier die Google Datenbrille sofort sehr viel Interesse geweckt, weil das Wearable so viel ergonomischer ist. Nur ist das Hauptproblem, dass Augmented Reality (AR) nur in einem sehr simplen Umfang implementiert ist; wenn man es genau nimmt, sogar gar nicht.
###Pick-by-Vision ist mehr als nur ein Monitor vor dem Auge Manche Firmen werben nun damit, Google Glass als Hardware für Kommissionierung erfolgreich in seine Produkte integriert zu haben. Das Wort Augmented Reality fällt in diesem Zusammenhang natürlich auch. Bei weiteren Nachfragen erhält man die Information, dass es möglich sei, Pickaufträge aus dem WMS auf die jeweilige Brille des Nutzers zu bringen. Das ist sicherlich ein schöner Marketingschachzug, hat aber mit Pick-by-Vision und Augmented Reality überhaupt nichts zu tun. Hier wird die Datenbrille einfach als MDE Ersatz verwendet und der einzige Vorteil ist, dass nun der Monitor auf dem Kopf befestigt ist, anstatt in der Hand in Form des MDEs. Augmented Reality (AR) bedeutet hingegen, das der Nutzer zum richtigen Fach geleitet wird, indem die wahrgenommene Umgebgung mit digitalen Informationen überlagert wird.
Wenn man sich die Software API und die generelle Funktionsweise von Google Glass genauer anschaut, stellt man fest, dass die Möglichkeiten von Google Glass im Consumersegment liegen. Warum Google Glass kein echtes AR Gerät ist, erklärt unter anderem ein Entwickler von Layar, einer Firma, die die erfolgreichste AR App für Smartphones entwickelt. Um es technisch kurz anzureissen sei gesagt, dass die Möglichkeit Apps für Glass zu entwickeln primär über die Mirror API geht. Diese API ist jedoch cloudbasiert und läuft nicht auf dem Gerät. Dies bedeutet, dass man keine Echtzeitverbindung zum eigentlichen Programm hat und somit kein echtes AR. Man kann ein Bild von der Umgebung aufnehmen, dieses analysieren und mit Informationen versehen, jedoch ist auch das kein Augmented Reality. Ein weiteres Problem, jenseits von Software, ist der Fakt, das die Brille nur in einem kleinen Teil des Sichtfelds residiert. Selbst wenn es also via Software möglich wäre AR auf Google Glass zu betreiben, so würde man zwei Welten sehen. Einmal das normale Sichtfeld ohne die Brille, und dann der kleine Bereich oben rechts, wo die Brille bzw. das Glas sitzt. Sicherlich ist dies nicht die Usability, die man sich von AR generell verspricht.
[Abbildung 1: AR Brille von Meta vor Marktstart]
###Und was ist nun mit Pick-by-Vision in der Zukunft? Wir glauben, dass Pick-by-Vision irgendwann Realität sein wird. Das Thema Wearables, wenn auch aktuell mehr im Conusmersegment, ist eines der Blockbusterthemen in 2014 bisher. Es vergeht keine Woche, wo nicht entweder eine SmartWatch oder ein Fitnessarmband vorgestellt wird. In diesem Sog befinden sich auch diverse Hersteller von "echten" AR Brillen. Der Kauf von Firmen wie Oculus Rift, einer Firma, die durch eine Brille für 3D Gaming bekannt wurde, durch Facebook scheint erst der Anfang. Weitere Unternehmen wie META strömen mit interessanter AR Hardware auf den Markt. Wir glauben jedoch, dass es neben der Brille wohl auch ein tragbarer Computer für die Hosentasche sein muss, um die nötige Prozessorkapazität für anspruchsvolle Echtzeitanwendungen zu haben.