Just-in-Time (JIT), zu Deutsch "genau zur rechten Zeit", ist eine weit verbreitete und hochwirksame Produktions- und Logistikstrategie, die darauf abzielt, Materialien, Bauteile oder Produkte exakt in dem Moment an den Ort des Bedarfs zu liefern, in dem sie benötigt werden, und nicht früher. Das zentrale Prinzip von JIT ist die Minimierung von Lagerbeständen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Idealfall fließen die benötigten Güter direkt von der Anlieferung in die Produktion oder zum Versand, wodurch Zwischenlagerungen und Pufferbestände weitestgehend reduziert oder vollständig eliminiert werden.
Die JIT-Philosophie stammt aus dem Toyota-Produktionssystem der 1950er Jahre und ist ein Kernelement von schlanken Produktionssystemen (Lean Production). Ihr übergeordnetes Ziel ist es, Verschwendung (Muda) zu vermeiden, insbesondere die Verschwendung durch Überproduktion, übermäßige Bestände und unnötige Transporte.
Kernmerkmale und Ziele von Just-in-Time
Bestandsreduzierung
Dies ist der offensichtlichste Vorteil. Durch die Minimierung von Lagerbeständen werden erhebliche Kosten gespart: Kapitalbindungskosten (gebundenes Vermögen), Lagerflächenkosten (Miete, Energie, Instandhaltung), Lagerhaltungskosten (Verwaltung, Inventur) und Risikokosten (Verderb, Veralterung, Diebstahl, Beschädigung).
Verbesserung des Materialflusses
JIT strebt einen kontinuierlichen, reibungslosen Materialfluss an. Engpässe und Wartezeiten werden identifiziert und beseitigt, um den Durchlauf zu beschleunigen.
Qualitätsverbesserung
Da weniger Bestände vorhanden sind, werden Qualitätsmängel an Zulieferteilen schneller erkannt. Dies fördert eine engere Zusammenarbeit mit Lieferanten und treibt die kontinuierliche Verbesserung der Qualität an.
Flexibilität und Reaktionsfähigkeit
Durch geringere Bestände kann ein Unternehmen schneller auf Änderungen in der Nachfrage oder in der Produktion reagieren, ohne große Mengen veralteter oder nicht benötigter Waren umlagern zu müssen.
Kostensenkung
Die Summe der oben genannten Vorteile führt zu einer signifikanten Reduzierung der Gesamtkosten in Produktion und Logistik.
Anforderungen an Justi-in-Time
Die erfolgreiche Implementierung von JIT stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten der Lieferkette:
- Präzise Planung und Prognose: Eine genaue Bedarfsplanung und eine verlässliche Nachfrageprognose sind unerlässlich, um die benötigten Mengen zum richtigen Zeitpunkt zu bestimmen.
- Hohe Liefertreue und Zuverlässigkeit der Lieferanten: Die Zulieferer müssen in der Lage sein, die benötigten Materialien pünktlich, in der exakt benötigten Menge und in einwandfreier Qualität zu liefern. Auch minimale Verzögerungen oder Qualitätsmängel können die gesamte Produktion zum Stillstand bringen.
- Effiziente Kommunikationssysteme: Ein schneller und präziser Informationsaustausch zwischen allen Partnern der Lieferkette ist entscheidend, oft unterstützt durch EDI (Electronic Data Interchange) oder spezialisierte SCM-Software.
- Robuste Logistikinfrastruktur: Ein effizientes Transport- und Lagersystem ist erforderlich, um die kleinen, häufigen Lieferungen reibungslos zu handhaben. Konzepte wie Milkruns können hier zum Einsatz kommen.
- Kontinuierliche Verbesserung (Kaizen): JIT ist keine einmalige Maßnahme, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Optimierung.
Obwohl JIT erhebliche Vorteile bietet, birgt es auch Risiken. Die Abhängigkeit von pünktlichen Lieferungen macht das System anfällig für Störungen wie Naturkatastrophen, Streiks, Verkehrsprobleme oder Qualitätsprobleme bei Lieferanten. Ein Ausfall in der Lieferkette kann sofortige und weitreichende Auswirkungen auf die Produktion haben.
Aus diesem Grund setzen viele Unternehmen heute auf eine Mischstrategie, die JIT-Prinzipien mit einem gewissen Grad an Sicherheitsbeständen kombiniert, um die Resilienz der Lieferkette zu erhöhen. Eine noch weiterentwickelte Form ist die Just-in-Sequence-Belieferung (JIS), die zusätzlich die exakte Reihenfolge der Anlieferung berücksichtigt.