LOGENTIS Logistik Lexikon

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Lagerort | Lagerplatz

Warehouse Management

Ein Lagerort oder Lagerplatz ist ein physisch abgegrenzter Bereich innerhalb eines Lagers, einer Halle oder eines anderen Raumes, der zur systematischen und geordneten Aufbewahrung von Waren, Materialien oder Gütern dient. Er stellt die kleinste räumliche Einheit in einem Lagerverwaltungssystem dar und ist durch eine eindeutige Kennung (z. B. eine Koordinate, eine Nummer oder ein Barcode) identifizierbar, um die Ein- und Auslagerung von Beständen effizient zu steuern.

Lagerort: Mehr als ein Platz

Ein Lagerort ist aber mehr als ein physischer Raum, in dem Waren aufbewahrt werden. Er ist ein strategischer Knotenpunkt in der Lieferkette und entscheidend für die Effizienz, Sicherheit und Rentabilität eines Unternehmens. Die Wahl, Gestaltung und Verwaltung von Lagerorten hat direkte Auswirkungen auf die Lagerstrategie, die Bestandsoptimierung und letztlich auf den Unternehmenserfolg.

firefly im vordergrund eine produktionshalle im hintergrund ein produktions und beschaffung 24776 bearb

Grafik: Generiert mit KI

Funktionen eines Lagerortes

Ein Lagerort erfüllt mehrere kritische Funktionen:

  • Pufferfunktion: Er dient als Puffer zwischen der Produktion und dem Verkauf, um Nachfrageschwankungen auszugleichen. So können Unternehmen kontinuierlich produzieren, auch wenn die Nachfrage saisonal schwankt.
  • Konsolidierungsfunktion: An einem Lagerort können Waren von verschiedenen Lieferanten gesammelt und zu größeren Sendungen für den Weitertransport an Kunden zusammengefasst werden. Dies reduziert die Transportkosten.
  • Veredelungsfunktion: Manchmal werden in einem Lager auch leichte Veredelungsprozesse durchgeführt, wie zum Beispiel die Montage, das Umverpacken oder die Etikettierung von Produkten.
  • Sortier- und Verteilfunktion: Güter werden sortiert und für den Versand an verschiedene Bestimmungsorte vorbereitet. So erhöhen Lager die Effizienz in der Logistik.

Was ist der beste Lagerort?

Die Frage nach dem "besten" Lagerort lässt sich nicht pauschal beantworten. Der optimale Lagerort ist immer kontextabhängig und muss auf die spezifischen Bedürfnisse und Strategien eines Unternehmens zugeschnitten sein. Er hängt ab von:

  • Lagerzweck: Soll der Lagerort als Produktionspuffer, Verteilzentrum oder als Archiv für seltene Güter dienen?
  • Lagerstrategie: Wird eine Strategie wie FIFO (First-In, First-Out) oder LIFO (Last-In, First-Out) angewendet?
  • Art des Bestands: Handelt es sich um verderbliche Waren, große Maschinen oder kleine Produkte, hochvolumige Produkte oder Schüttgut?
  • Geografische Lage: Nähe zu Lieferanten und Kunden sowie die Infrastruktur sind entscheidend.

Der beste Lagerort ist jener, der die Gesamtkosten minimiert (Mietkosten, Transportkosten, Personalkosten) und gleichzeitig die Servicequalität maximiert (schnelle Lieferzeiten, hohe Verfügbarkeit).

Beispiele für Lagerorte und ihre Eignung

Die Wahl des richtigen Lagerortes ist eine strategische Entscheidung. Hier sind einige Beispiele, wie unterschiedliche Lagerorte für bestimmte Zwecke optimiert werden können:

Verteilzentrum (Distribution Center)

  • Zweck: Schneller Umschlag von Waren. Güter werden nur kurz gelagert und schnell an Endkunden oder Einzelhandelsfilialen versandt.
  • Merkmale: Große Lagerfläche, hohe Umschlaggeschwindigkeit, gut an Verkehrswege (Autobahnen, Flughäfen) angebunden.
  • Strategie: Ideal für Cross-Docking, bei dem Waren direkt vom ankommenden Lkw auf den ausgehenden Lkw verladen werden, ohne dass sie eingelagert werden. Dies ist ideal für die Bestandsoptimierung von schnell drehenden Produkten.
  • Beispiel: Ein zentrales Verteilzentrum für einen Online-Händler, von dem aus Pakete in ganz Europa verschickt werden.

Hochregallager

  • Zweck: Meist langfristige, platzsparende Lagerung von großen Mengen mit geringem bis mittleren Lagerdurchsatz. Hochregallager werden allerdings auch für Lager der Kontraktlogistik mit schnellem Umschlag genutzt. Hier spielt die große Bandbreite ganz unterschiedlicher Waren eine Rolle, für die Hochregallager die nötige Flexiblität und Kapazität schaffen.
  • Merkmale: Sehr hohe Lagerhallen (bis zu 50 Meter), automatisierte Lagersysteme mit Regalbediengeräten.
  • Strategie: Eignet sich hervorragend für die platzsparende Lagerung von palettierten Gütern mit geringem Zugriff. Automatisierung ermöglicht eine präzise Bestandsverwaltung und eine hohe Lagerdichte.
  • Beispiel: Lager für langlebige Güter wie Elektronik, Möbel oder Rohstoffe, oder Lagerung von schwereren Gütern, Nahrungsmittelnm, Verpackung, wo die sachgerechte, konzentrierte Lagerung und Bündelung von Logistik im Vordergrund steht und weniger der schnelle Umschlag. Lagerstrategien ermöglichen pünktliche Ein- und Auslagerung, z.B. bei verderblicher Ware wie Lebensmittel.

Konsignationslager

  • Zweck: Lagerung von Waren beim Kunden. Der Lieferant bleibt Eigentümer der Ware, bis sie verbraucht wird.
  • Merkmale: Kleiner, oft unscheinbarer Lagerort, direkt am Produktionsstandort des Kunden.
  • Strategie: Optimiert die Lagerhaltung des Kunden, da dieser keine eigenen Bestände führen muss. Der Lieferant kann seine Transportwege optimieren und die Lagerkosten des Kunden senken.
  • Beispiel: Ein Lager für Schrauben und Kleinteile direkt in einer Autofabrik, die dort entnommen werden, wenn sie benötigt werden.

Temperaturgesteuertes Lager (Kühllager)

  • Zweck: Lagerung von temperaturempfindlichen Gütern.
  • Merkmale: Speziell isolierte Gebäude mit Kühl- oder Gefriersystemen.
  • Strategie: Notwendig für die Einhaltung von Vorschriften und Qualitätsstandards. Optimiert für FIFO, da viele temperaturempfindliche Güter ein Verfallsdatum haben.
  • Beispiel: Ein Lager für Lebensmittel, Pharmazeutika oder Blumen.

Zolllager (Bonded Warehouse)

  • Zweck: Lagerung von Waren, die noch nicht verzollt wurden.
  • Merkmale: Ein vom Zoll autorisierter und kontrollierter Lagerort.
  • Strategie: Ermöglicht es Unternehmen, Importzölle und Steuern erst dann zu zahlen, wenn die Waren das Lager verlassen und in den nationalen Markt gelangen. Dies verbessert die Liquidität und dient der Bestandsoptimierung für international gehandelte Waren.
  • Beispiel: Ein Hafenlager, in dem importierte Güter aufbewahrt werden, bis sie für den nationalen Markt bestimmt sind.

Historische Entwicklung der Lagerplätze

In der Geschichte der Intralogistik haben sich Lagerplätze von einfachen, statischen Ablageflächen zu hochgradig dynamischen und intelligenten Einheiten entwickelt. Diese Transformation wurde durch technologische Fortschritte, steigende Anforderungen an die Lieferkette und den globalen Handel vorangetrieben.

Anfänge: Manuelle Lagerung

In den frühen Phasen der Lagerhaltung bestanden Lagerplätze aus einfachen, oft unsystematisch genutzten Flächen in Lagerhäusern oder Schuppen. Die Lagerung war meist manuell, die Bestandsverwaltung erfolgte über physische Listen oder Notizbücher. Ein bestimmter Artikel hatte keinen festen "Lagerort" im heutigen Sinne, sondern wurde dort abgelegt, wo gerade Platz war. Die Effizienz war gering, Suchprozesse langwierig und Fehler waren an der Tagesordnung.

Etablierung von Regalsystemen

Mit der industriellen Revolution und der Massenproduktion stieg der Bedarf an systematischen Lagerlösungen. Regalsysteme wurden eingeführt, um den Raum besser zu nutzen. Lagerplätze wurden nun eindeutig identifiziert, zum Beispiel durch eine Kombination aus Gang, Regal und Fach. Die Organisation der Waren erfolgte oft nach dem Festplatzsystem, bei dem jedem Artikel ein fester Lagerplatz zugewiesen wurde. Das verbesserte die Auffindbarkeit, war aber wenig flexibel, da freie Plätze nicht für andere Artikel genutzt werden konnten.

Das Zeitalter der Hochregallager

In den 1960er Jahren revolutionierten die ersten Hochregallager die Intralogistik. Durch die Nutzung der Vertikalen auf bis zu 50 Meter Höhe konnten Lagerflächen extrem effizient genutzt werden. Parallel dazu kamen die ersten automatisierten Systeme auf, wie Regalbediengeräte, die die Ein- und Auslagerung über X-, Y- und Z-Koordinaten steuerten. Dies war der Beginn der Automatisierung und legte den Grundstein für eine präzisere Bestandsverwaltung durch computergesteuerte Systeme.

Der digitale Lagerort: Die aktuellste Form

Der aktuellste und fortschrittlichste Lagerort ist der digitale Lagerort. Er ist keine rein physische Einheit mehr, sondern eine intelligente, vernetzte und datenbasierte Stelle in einem Lagerverwaltungssystem (LVS). Seine Merkmale sind:

  • Dynamische Vergabe: Im Gegensatz zum Festplatzsystem werden Lagerplätze dynamisch und in Echtzeit basierend auf Kriterien wie Größe, Gewicht, Haltbarkeit oder Abrufhäufigkeit vergeben (chaotische Lagerhaltung).
  • Echtzeitdaten: Jeder digitale Lagerort ist mit Sensoren, Barcodes oder RFID-Tags ausgestattet, die permanent Daten über den Bestand, die Temperatur oder andere relevante Informationen liefern.
  • Automatisierung: Ein- und Auslagerungsprozesse werden von autonomen Systemen wie fahrerlosen Transportsystemen (FTS), RBG, Shuttlen, Fördertechnik oder Kollaborativen Robotern (Cobots) umgesetzt und zentral gesteuert. Sie steuern den Lagerort ohne menschliches Eingreifen an.

Ausblick: Die Zukunft der Lagerplätze

Die Entwicklung geht hin zu noch intelligenteren und autonomeren Lagerorten.

  • Künstliche Intelligenz (KI) und Predictive Analytics: KI-gestützte Systeme werden in der Lage sein, den optimalen Lagerort nicht nur dynamisch zu vergeben, sondern auch vorausschauend zu bestimmen. Sie können beispielsweise prognostizieren, welche Artikel bald benötigt werden und diese an leicht zugänglichen Lagerorten platzieren, um die Kommissionierung zu beschleunigen.
  • Intelligente Lagerzellen: Der Lagerort wird zu einer autonomen Einheit, die selbstständig mit anderen Systemen kommuniziert. Pakete und Behälter könnten Sensoren enthalten, die dem Lagersystem ihren Zustand und ihren idealen Lagerort mitteilen.
  • Integration in das Ökosystem der Lieferkette: Der Lagerort wird noch stärker in die gesamte Supply Chain eingebunden, sodass Informationen über den Bestand nahtlos mit Lieferanten, Spediteuren und Kunden geteilt werden können.

Die Zukunft des Lagerortes ist also nicht mehr nur der effizienteste Platz für eine Ware, sondern ein intelligenter, vernetzter Knotenpunkt im digitalen Fluss der Informationen, der die gesamte Logistik optimiert.

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