Der Mindestbestellbetrag bezeichnet den minimalen Warenwert, den ein Kunde erreichen muss, um eine Bestellung bei einem Händler aufgeben zu können. Unterschreitet der Wert der ausgewählten Produkte diese Schwelle, ist eine Bestellung in der Regel nicht möglich oder es fallen zusätzliche Gebühren an. Der Mindestbestellbetrag ist ein gängiges Instrument im Handel, insbesondere im Online-Handel, und wirft für Kunden und Händler gleichermaßen Fragen auf.
Warum gibt es den Mindestbestellbetrag?
Die Einführung eines Mindestbestellbetrags ist für Händler aus mehreren Gründen sinnvoll:
- Wirtschaftlichkeit: Jede Bestellung verursacht dem Händler Kosten. Dazu gehören unter anderem:
- Kommissionierung und Verpackung: Mitarbeiter müssen die Ware zusammensuchen und versandfertig machen.
- Versandkosten: Auch wenn der Kunde einen Teil der Versandkosten trägt, fallen für den Händler interne Kosten an (z.B. für Verpackungsmaterial, Logistik).
- Transaktionsgebühren: Zahlungsdienstleister erheben Gebühren pro Transaktion.
- Verwaltungsaufwand: Die Bearbeitung einer Bestellung (Bestätigung, Rechnungserstellung, Kundenservice) kostet Zeit und Ressourcen.
Bei sehr kleinen Bestellwerten können diese Kosten die Gewinnmarge deutlich schmälern oder sogar übersteigen, sodass die Bestellung für den Händler unrentabel wird. Der Mindestbestellbetrag stellt sicher, dass der durchschnittliche Bestellwert eine gewisse Höhe erreicht und die Kosten gedeckt werden können.
- Effizienzsteigerung: Ein höherer durchschnittlicher Bestellwert bedeutet weniger einzelne Bestellungen bei gleichem Umsatz. Dies kann die Prozesse im Lager und in der Logistik vereinfachen und die Effizienz steigern.
- Vermeidung von "Kleinstbestellungen": Kunden könnten ansonsten dazu neigen, sehr kleine, einzelne Artikel zu bestellen, was den logistischen Aufwand unverhältnismäßig erhöhen würde.
Grafik: Generiert mit KI
Warum rechnet sich der Mindestbestellbetrag für den Händler?
Der Mindestbestellbetrag ist für den Händler ein wichtiges Instrument zur Optimierung seiner Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Er ermöglicht es dem Händler,
- Kosten zu decken: Durch einen Mindestumsatz pro Bestellung werden die oben genannten Kosten besser gedeckt und die Rentabilität der einzelnen Transaktion steigt.
- den Durchschnittlichen Bestellwert zu erhöhen: Kunden, die den Mindestbestellbetrag noch nicht erreicht haben, neigen eher dazu, weitere Artikel in ihren Warenkorb zu legen, um die Schwelle zu überschreiten und Versandkosten oder zusätzliche Gebühren zu vermeiden. Dies führt zu einem höheren durchschnittlichen Umsatz pro Bestellung.
- Logistikprozesse zu optimieren: Weniger, aber dafür größere Bestellungen bedeuten einen geringeren Aufwand in der Kommissionierung, Verpackung und im Versand.
- Margen zu verbessern: Durch die Reduzierung der Kosten pro Bestellung und die Erhöhung des durchschnittlichen Bestellwerts kann der Händler seine Gewinnmargen verbessern.
Warum rechnet sich der Mindestbestellwert (manchmal) für den Kunden?
Auch wenn der Mindestbestellbetrag auf den ersten Blick als Einschränkung für den Kunden erscheint, kann er in bestimmten Fällen auch Vorteile bieten:
- Entfall von Versandkosten: Viele Händler bieten ab einem bestimmten Bestellwert, der oft in der Nähe des Mindestbestellbetrags liegt oder diesen sogar übersteigt, kostenlosen Versand an. Kunden können so durch eine etwas größere Bestellung Versandkosten sparen.
- Zugang zu einem breiteren Sortiment: Händler mit einem spezialisierten Sortiment oder Nischenprodukte könnten ohne einen Mindestbestellwert gezwungen sein, ihre Preise zu erhöhen, um die Kosten für Kleinstbestellungen zu decken. Ein Mindestbestellbetrag kann dazu beitragen, dass diese Produkte weiterhin zu attraktiveren Preisen angeboten werden können.
- Bessere Verfügbarkeit: Bei sehr geringen Bestellwerten könnte es für den Händler unwirtschaftlich sein, bestimmte Produkte in kleinen Mengen vorzuhalten. Ein Mindestbestellbetrag kann dazu beitragen, dass die gewünschten Artikel in der Regel verfügbar sind.
- Zeitersparnis: Anstatt mehrere kleine Bestellungen bei verschiedenen Händlern aufzugeben, kann der Kunde seine Bedürfnisse bei einem Händler bündeln, um den Mindestbestellbetrag zu erreichen und so Zeit und Aufwand sparen.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der Nutzen für den Kunden stark vom individuellen Bedarf und dem Angebot des Händlers abhängt. Ein zu hoher Mindestbestellbetrag kann für Kunden, die nur einen einzelnen Artikel benötigen, durchaus abschreckend wirken.
Wie wird der Mindestbestellwert in der Regel berechnet?
Der Mindestbestellbetrag wird in der Regel als reiner Warenwert berechnet. Das bedeutet, dass Versandkosten oder eventuelle Rabatte in der Regel nicht in die Berechnung des Mindestbestellbetrags einfließen. Der Wert der im Warenkorb befindlichen Artikel muss die festgelegte Schwelle erreichen oder überschreiten, bevor die Bestellung abgeschlossen werden kann.
Einige Händler können jedoch in ihren spezifischen Bedingungen Abweichungen von dieser Regelung festlegen. Es ist daher immer ratsam, die Versand- und Zahlungsbedingungen des jeweiligen Online-Shops zu prüfen.
Berechnungsbeispiel Mindestbestellbetrag eines typischen Online-Händlers
Nehmen wir an, ein kleiner Online-Händler verkauft handgemachte Seifen und Badezusätze. Er hat folgende Kosten pro Bestellung kalkuliert:
- Kommissionierung und Verpackung: 1,50 €
- Verpackungsmaterial: 0,80 €
- Interne Logistikkosten: 0,50 €
- Transaktionsgebühren (durchschnittlich): 0,30 €
- Verwaltungsaufwand (anteilig pro Bestellung): 0,70 €
Die Gesamtkosten pro Bestellung belaufen sich somit auf: 1,50 € + 0,80 € + 0,50 € + 0,30 € + 0,70 € = 3,80 €.
Der Händler möchte sicherstellen, dass er mit jeder Bestellung mindestens diese Kosten deckt und idealerweise einen Gewinn erzielt. Er legt daher einen Mindestbestellbetrag von 15,00 € fest.
Szenario 1: Kunde A bestellt 3 Seifen à 4,00 €.
- Warenwert: 3 * 4,00 € = 12,00 €
- Der Warenwert von 12,00 € liegt unter dem Mindestbestellbetrag von 15,00 €.
- Kunde A kann die Bestellung in dieser Form nicht abschließen oder müsste weitere Artikel hinzufügen.
Szenario 2: Kunde B bestellt 2 Seifen à 4,00 €, 1 Badeöl für 5,00 € und ein Badesalz für 3,50 €.
- Warenwert: (2 * 4,00 €) + 5,00 € + 3,50 € = 8,00 € + 5,00 € + 3,50 € = 16,50 €
- Der Warenwert von 16,50 € liegt über dem Mindestbestellbetrag von 15,00 €.
- Kunde B kann die Bestellung abschließen.
Warum rechnet sich das für den Händler im zweiten Szenario?
Auch wenn der Händler möglicherweise noch Versandkosten berechnet oder diese ab einem bestimmten Bestellwert entfallen lässt, hat er im zweiten Szenario einen Warenwert von 16,50 €. Davon kann er seine Kosten von 3,80 € decken und erzielt einen Rohgewinn von 16,50 € - 3,80 € = 12,70 € (ohne Berücksichtigung der Produktkosten).
Warum könnte es sich für Kunde B rechnen?
Kunde B konnte alle gewünschten Produkte in einer Bestellung aufgeben und möglicherweise Versandkosten sparen, wenn der Händler ab einem bestimmten Bestellwert (z.B. über 15,00 €) kostenlosen Versand anbietet. Ansonsten hätte er möglicherweise für jeden Artikel einzeln bestellen und mehrfach Versandkosten bezahlen müssen oder bei einem anderen Händler suchen müssen.
Fazit: Warum lohnt sich ein Mindestbestellbetrag?
Der Mindestbestellbetrag ist ein wichtiges Instrument für Händler, um ihre Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten und effizient zu arbeiten. Während er für Kunden zunächst als Einschränkung wahrgenommen werden kann, bietet er in manchen Fällen auch Vorteile wie den Entfall von Versandkosten oder den Zugang zu einem breiteren Sortiment. Die Berechnung erfolgt in der Regel auf Basis des reinen Warenwerts der bestellten Artikel. Kunden sollten sich vor Abschluss einer Bestellung immer über den geltenden Mindestbestellbetrag informieren.