Eine Retoure ist die Rücksendung von bestellten Waren an den Händler. Gründe können defekte Artikel, Nichtgefallen oder eine falsche Lieferung sein.
Der Empfänger sendet dabei die erhaltene Ware wieder an den Absender zurück. Retouren zu reduzieren und gut zu managen, ist für Unternehmen und Onlinehandel wichtig. Denn es reduziert den Aufwand für Verwaltung und Sendungen. Und damit auch die Kosten für Lagerlogistik und Transportlogistik. Ein optimales Management für Rücksendungen verbessert außerdem den Kundenservice, die Kundenzufriedenheit und die Kundenbindung.
Durch einen kundenfreundlichen, unkomplizierten und transparenten Ablauf einer Rücksendung ist zudem die Schwelle niedriger, Artikel zu bestellen. Denn der Kunde kann sie schnell und ohne Risiko zurückschicken. Das erhöht das Vertrauen ins Unternehmen. Gerade für kleinere und neue Online-Händler ist das wichtig, um sich schnell einen guten Namen zu machen.
Die niedrigschwellige und oft noch kostenlose Rückgabe erhöht auf der einen Seite den Umsatz im Onlinehandel, hat aber auch zur Folge, dass Retouren einen hohen Umfang im Warenverkehr von Onlinehändlern haben. Der logistische Aufwand und die Kosten steigen so bei Unternehmen. Das geht so weit, dass Unternehmen zurückgesendete Ware vernichten, statt sie aufzubereiten, weil die Aufbereitung teurer ist als die Produktion. Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit denken daher immer mehr Unternehmen über Gebühren nach, die ein Kunde tragen muss, wenn er retourniert.
Schon beim Aufbau eines Online-Shops sollte das Retourenhandling gut geplant werden, um die Kosten und den Aufwand pro Retoure im Businessplan zu berücksichtigen. Nach einer Schätzung der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Otto-Friedrich-Universität Bamberg wurden in Deutschland im Jahr 2020 etwa 315 Millionen Pakete retourniert, im Jahr 2021 bereits rund 530 Millionen Pakete. Quelle: statista.com
Dass ein Kunde die bestellte Ware an den Lieferanten zurückschickt, kann vielfältige Gründe haben:
Der Kunde ist mit der Produktqualität unzufrieden
Das Produkt hat die falsche Größe oder Passform, oder die Funktionen entsprechen nicht den Erwartungen
Die Ware ist beschädigt oder defekt. Der Fehler ist entweder bei der Produktion oder beim Versandprozess passiert. Das kann eine Reparatur oder Reklamation zur Folge haben.
Es wurde das falsche Produkt geliefert
Der Artikel entspricht nicht der Beschreibung (im Online-Shop) oder wurde unzureichend beschrieben
Der Kunde hat bei einem anderen Anbieter das Produkt zu einem besseren Preis gefunden
Der Besteller hat seine Kaufentscheidung geändert.
Die Ware ist schon auf dem Weg und wird storniert
Das Produkt war ein Geschenk, nicht passend bzw. gewünscht
Die Ware wurde zu spät geliefert
Je nach Retourengrund muss der Artikel dann wieder gelagert werden und durchläuft verschiedene Stationen, wie eine Qualitätsprüfung, eine Reparatur oder Wiederaufbereitung, um erneut verkauft und verschickt zu werden. Dabei ist neben einem fehlerfreien Prozess auch eine schnelle Bearbeitung der Retoure notwendig, um Kunden ein gutes Erlebnis zu bieten – zum Beispiel durch den schnellen Versand einer Ersatzlieferung.
Verbraucher haben bestimmte Rechte wie das Recht auf Widerruf oder einen gesetzlichen Anspruch auf Gewährleistung. Zu den Pflichten des Verbrauchers gehört es, die Ware ordnungsgemäß innerhalb einer vorgegebenen Frist zurückzusenden. Sofern ihn der Händler vorher informiert hat, trägt er die Kosten der Rücksendung. Händler nehmen jedoch auch häufig Ware aus Kulanz oder aufgrund eigener Geschäftsbedingungen zurück, um mehr Kunden anzusprechen und an sich zu binden.
Foto von RoseBox auf Unsplash.com
Ein Widerruf ist das Verbraucherrecht, innerhalb einer gesetzlichen Frist - in der Regel bis zu 14 Tage nach Erhalt der Ware - den Kaufvertrag ohne Angabe von Gründen aufzulösen bzw. zu widerrufen. Dabei informiert der Kunde den Verkäufer schriftlich. Ausnahmen gibt es bei individuell angefertigter, verderblicher Ware oder wenn ein Hygienesiegel entfernt wurde. Einige Händler nehmen auch Ware zurück, für die kein Widerrufsrecht besteht.
Der Anspruch auf Gewährleistung besteht unabhängig vom Widerrufsrecht und greift, wenn ein Artikel Mängel aufweist. Diese Reklamation ist gesetzlich bei Neuware auch noch bis zu zwei Jahre nach Ablauf der Widerrufsfrist möglich und bei gebrauchter Wahre bis zu einem Jahr danach. Viele Händler bieten unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben eine freiwillige Garantie. Sie nehmen mangelhafte Artikel aus Kulanz zurück.
Im Gegensatz zum B2C-Geschäft zwischen Kunden und Shopbetreibern gilt für Geschäftspartner bei B2B-Geschäften, dass sie kein gesetzliches Widerrufsrecht haben, sofern es nicht vertraglich festgelegt wird. Für B2B-Geschäfte ist es auch möglich, Gewährleistungsrechte auszuschließen.
Die Ware sollte unbenutzt und in ihrem ursprünglichen Zustand zurückgeschickt werden, um eine volle Erstattung des Kaufpreises zu erhalten. Bei einer Wertminderung der Ware durch den Verbraucher kann der Händler einen entsprechenden Betrag einbehalten. Die Verbraucherzentrale informiert detailliert dazu: Ware richtig zurückschicken. Hier eine kurze Checkliste:
Zu den Pflichten des Händlers gehört die Annahme der zurückgesendeten Ware, sofern das Zurückschicken innerhalb der gesetzlichen Widerrufsfrist erfolgt und die Ware die Voraussetzungen für eine Rückgabe erfüllt. Der Händler muss dem Kunden den Kaufpreis erstatten. Er kann, abhängig von der Vereinbarung und dem Zustand der Ware, die Erstattung von Versandkosten einschließen.
Der Händler hat aber auch Rechte. Er kann die Retoure verweigern, wenn die Ware nach Kundenspezifikation angefertigt wurde, schnell verdirbt oder ein Verfallsdatum überschritten wurde. Ist die Ware beschädigt oder hat sie Gebrauchsspuren, darf der Händler einen Wertersatz fordern. Unklarheiten bei der Retourenabwicklung sollten durch transparente Retourenrichtlinien und -bedingungen minimiert werden.
Ein hohes Retourenaufkommen ist gerade für den Onlinehandel eine riesige Herausforderung. Unterm Strich erhöht aber ein gutes und kundenfreundliches Retourenmanagement die Zufriedenheit und Kundenbindung. Selbst, wenn der Kunde die Kaufentscheidung ändert oder die Lieferung nicht seinen Erwartungen entspricht, wird er dann eher wieder bei diesem Händler bestellen.
Häufig liegt dem Paket, das der Kunde online bestellt und dann wieder zurückgesendet hat, ein Retourenschein bei. Dieser Schein vereinfacht die Abwicklung. Nachdem die Ware im Lager eingetroffen ist, wird sie per Scanner erfasst und durchläuft eine Qualitätsprüfung. Falls die Artikel sie bestehen, können sie erneut für Kundenaufträge genutzt werden. Der Ablauf einer Retoure umfasst in der Regel folgende Schritte, kann aber variieren und zusätzliche Schritte beinhalten:
Ein modernes Warehouse Management System (WMS) wie NETSTORSYS unterstützt diesen Prozess durch beschleunigte Benutzerinteraktionen. Es ermöglicht beispielsweise, schneller wiedereinzulagern oder unterstützt bei der Prüfung von Artikeln. Mehr zum digitalen Retourenmanagement
Retouren verursachen im Onlinehandel hohe Kosten, insbesondere in der Bekleidungsindustrie. Kunden bestellen online oft mehrere Artikel zur Auswahl und schicken nicht passende Artikel zurück. Sie erwarten häufig, den Artikel kostenlos und mit Retourenschein zurücksenden zu können.
Eine effiziente Planung des Retourenmanagements ist essenziell, um das Retourenaufkommen zu bewältigen und die Retourenquote zu minimieren. Es verhindert zum Beispiel, das Produkte vernichtet werden müssen, weil sie nicht mehr erneut wirtschaftlich versandfertig gemacht werden können. Kosten und Zeitaufwand für Retouren sollten im Businessplan einkalkuliert werden. Top-Shopsysteme, Kundenservice und Produktbeschreibungen und ein durchdachter Umtausch- und Reklamationsprozess helfen, die Anzahl der kostenintensiven retournierten Bestellungen zu reduzieren.
Folgende Maßnahmen können die Retourenquote und damit die Kosten für das Retournieren reduzieren:
Retouren wirken sich erheblich auf die Umwelt aus. Nachhaltigkeit ist für immer mehr Verbraucher ein wichtiger Grund für Kaufentscheidungen. Auch gesetzliche Vorgaben für mehr Umweltschutz nehmen zu. Ein durchdachtes Retourenmanagement und gesenkte Retourenquoten sind ein bedeutender Baustein, um mehr Nachhaltigkeit, mehr Klimaschutz und ein positives Unternehmensimage gegenüber potenziellen Kunden zu erreichen. Sie sind ein Hebel für eine hohe Corporate Social Responsibility (CSR).
So fördern wiederverwendbare Mehrwegverpackungen oder recyclebare Verpackungen ebenso die Kreislaufwirtschaft wie recyclebare oder aufbereitete Waren. Wird retournierte Ware zurückgesendet und optimal aufbereitet, kann sie wieder verkauft werden. Dabei bieten sich auch Lebenszyklusanalysen an: Für welche Nutzungsdauer werden Produkte hergestellt? Wie oft lassen sie sich wiederverkaufen? Reparieren statt neu produzieren ist ein wichtiger Aspekt nachhaltiger Wirtschaft. Gute Gebrauchtware senkt den Ressourcenverbrauch, die Umweltbelastung und den CO2-Fußabdruck.
Dieser sinkt auch dadurch, dass in der Transportlogistik weniger Touren und damit Kilometer auf der Straße anfallen. Unternehmen können Touren und Retouren außerdem in LKW-Fahrten zusammenfassen und beispielsweise auf derselben Tour Produkte ausliefern sowie Verpackungsmaterial und Altprodukte wieder mitnehmen. Letztlich hat auch der Verbraucher durch sein Verhalten entscheidenden Einfluss darauf, wie hoch die Retourenquote ist. Unternehmen können ihre Kunden gezielt über die ökologischen Folgen von Retouren aufklären und über ihre nachhaltigen Logistikkonzepte informieren.
Mit unserer Software für eine optimierte Versandlogistik bringen Sie Ihre Waren schneller an den Kunden und behalten dabei die Kosten für Versanddienstleister immer im Blick. Profitieren Sie von kundenorientierten Vorteilen wie: